Emmendingen wurde zum kleinen Schachzentrum
Sechstes Sommerschachturnier im Hof des Anwesens Leonhardt
Es ist mittlerweile das sechste Sommerschachturnier des Schachclubs Emmendingen im Innenhof des Anwesens Leonhardt. Vor dem Eingang lockte am Samstag ein aufgebautes Schachbrett die Passanten an. Manche Interessierte ließen daher einen Blick über die Schachbegeisterten im Hof schweifen. Diesmal kamen zwölf Kinder und Jugendliche, die in einer Anfänger- und einer Fortgeschrittenengruppe jeweils um den Turniersieg nach dem Schweizer System spielten. Der Nachmittag war dann für Hobby-, Freizeit und Vereinsspieler reserviert.
Gleichzeitig stellte sich auch die erste Mannschaft um die Großmeister Andrei Sokolov, Ogjen Cvitan, dem internationalen Meister Theo Hommeles, dem Mannschaftsführer und Fidemeister Christof Herbrechtsmeier sowie dem jungen talentierten Andreas Bauer vor. In Teningen stand am Wochenende die erste Mannschaft im Halbfinale der Badischen Pokal-Mannschafts-Meisterschaft. Mit einem Sieg kann sich der Oberligist für die Finalrunde um den Deutschen Pokal qualifizieren.
So kommen einerseits die Kinder und Jugendliche in Kontakt mit dem Schachclub und können die Schachmeister hautnah erleben, anderseits ist das Sommerschachturnier als Sichtung gedacht, damit der Schachclub neue Mitglieder oder zumindest Interessierte für den Schachsport gewinnen kann. “Die Kinder profitieren davon, wenn sie gute Berater haben, die ihnen etwas beibringen können”, sagt Christof Herbrechtsmeier. Denn Schach erfordere Disziplin und geordnetes Vorgehen − auch beim Bedienen der Schachuhr. Beim Turnier der Kinder und Jugendlichen gibt Boris Litfin, seit Februar Jugendleiter des Emmendinger Schachclubs, noch einige Anweisungen. “Du musst den König so bewegen, dass er nicht im Schach steht.” Oder: “Stell den Zeiger auf neun.” Es ist die Schachuhr, die anzeigt, dass jeder Spieler für eine Schachpartie 15 Minuten Zeit hat. Im Schach kann eine Minute eine Ewigkeit dauern. Um das Zeitgefühl zu vermitteln, lässt Litfin die Kinder bis sechzig zählen. Die Reaktion mündet meistens in Sätze wie: “Das kam mir aber lange vor.” Litfin ist mittlerweile auch Leiter der Schach-AGs aller Emmendinger Schulen und möchte langfristig die Schüler in den Schachclub integrieren. Die junge Maja aus Emmendingen ist in einer Schach-AG und gewann die ersten drei Partien. Sie ist an diesem Tag das einzige Mädchen, das in der Anfängergruppe mitspielt. “Ich spiele schon seit zwei Jahren Schach”, sagt sie siegesgewiss. Doch am Ende hat in der Anfängergruppe der neunjährige Erwan Grujic aus Freiburg gewonnen. Er spielt, seit er vier Jahre alt ist, Schach. “Mir macht es Spaß zu spielen.” In einem Verein kann er sich das nicht vorstellen.
Ein Eigengewächs des Schachclubs Emmendingen ist Andreas Bauer, der bereits seit acht Jahren für den Verein spielt. Er war Bezirksmeister und hat sich mittlerweile einen Stammplatz in der ersten Mannschaft gesichert. Er lobt die nette Atmosphäre im Verein. “In Emmendingen ist ein kleines Schachzentrum entstanden”, sagt Mannschaftsführer Christof Herbrechtsmeier, nachdem er Andrei Sokolov und aus Konstanz den Niederländer Theo Hommeles nach Emmendingen lotsen konnte. “Leistungsmäßig haben wir auch in der Breite eine beachtliche Qualität.”
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Georg Voß